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Ein artikel vom Integrationshaus e.V.

"Wo du auch hinschaust, überall Rassismus..."

Gerne möchten wir Euch Geschichten aus dem Leben erzählen.

Vielleicht habt Ihr von dem Studierenden aus England gehört. Er schrieb sich für Medizin ein, mit dem Schwerpunkt Dermatologie (Aufbau und Funktionen der Haut, Behandlung von Erkrankungen der Haut befasst). Direkt zu Beginn des Studiums merkte er, dass alle Abbildungen von Haut weiß waren. Abgesehen davon, dass ca. 75 % der Menschen (also 6,135 Milliarden) eine nicht-weiße Haut haben, ist das gerade im medizinischen Bereich in Bezug auf Haut und Hauterkrankungen fatal bis tödlich. Denn wie Ihr euch denken könnt, sehen Hautkrankheiten etc. auf jeder Haut unterschiedlich aus, das Wort „gerötet“ bekommt eine ganz neue Bedeutet. Jetzt könnten wir denken: „Naja, es ist ja eine englische Universität, deswegen sind in den Lehrbüchern nur Abbildungen von weißen Menschen aufzufinden.“, so dachte das auch der Student und machte eine Umfrage an verschiedenen Universitäten in unterschiedlichen afrikanischen Staaten. Und bekam die Rückmeldung, dass auch in ihren Lehrwerken ausschließlich Abbildungen von Haut- und Hautkrankheiten von weißen Menschen aufzufinden waren. Wie kann das sein? Es könnte natürlich sein, dass nur weiße Haut von Hautkrankheiten betroffen ist (LOL). Aber im Ernst: Wie kam es dazu, dass in medizinischen Lehrwerken Hautkrankheiten auf weißer Haut abgebildet wurde? Dazu müssen wir uns mit der Geschichte des Rassismus und der Kolonialzeit auseinandersetzen, und das würde jetzt den Bierdeckel sprengen, und zum Teil auch unsere Köpfe, denn am Ende können wir festhalten: Wo wir auch hinschauen, überall Rassismus.

Was wichtig ist:

Wir werden nicht als Rassisten geboren, aber wir werden in eine durch rassistische Geschichte und rassistisches Denken geprägte Welt geboren. Diese Muster sind historisch gewachsen und werden dadurch als gegeben angenommen. Es ist aber nicht „natürlich“, dass weiße Menschen überproportional in der Öffentlichkeit, in den Medien, bei der Verteilung von Reichtum, Macht, Sicherheit, Wohnraum, Gesundheit etc. positiv besetzt sind. Wir haben dieses System erschaffen, wir haben dieses System erlernt und tragen unbewusst bis bewusst dazu bei, dass dieses auch weitestgehend erhalten bleibt. Schließlich würde eine Änderung der Verhältnisse bedeuten, dass wir teilen. Die Notwendigkeit des Teilens bezieht sich nicht nur auf Ressourcen, auf Geld und Macht, sondern auch auf das Teilen des Anspruchs auf Wissen, den Blick auf die Geschichte, die „Eroberungsstorys“ von weißen Menschen... Wenn Ihr an Kolumbus denkt, denken viele von uns „Entdeckung Amerikas als leeres Land“, aber da haben ja schon Menschen gelebt und sie hätten wohl bis heute dort gelebt, hätten wir „Zivilisierten“ sie nicht getötet und ihre Geschichten fast ausgelöscht. Aber Teilen bedeutet nicht nur etwas aufgeben, woran wir uns gewähnt haben. Teilen heißt:  Etwas Neues schaffen. So wie der Student. Er initiierte eine offene Datenbank und bat Ärztinnen und Ärzte aus der ganzen Welt, Bilder von Hautkrankheiten etc. auf verschiedenen Hautfarben einzuschicken, die in die Datenbank aufgenommen werden. So können alle darauf zugreifen und eine bessere Gesundheitsversorgung für alle schaffen.

Wir im Integrationshaus e.V. versuchen auch zu teilen und solidarisch zu sein. Mit Beratungsangeboten, Sprachkursen, Kinderbetreuung an 12 Stunden am Tag, Workshops zu unterschiedlichen Themen, mit dem Demokratie-Space, offenen Ohren und Herzen für all die Geschichten, die Ihr zu Teilen habt!