Ein artikel von agisra e.v.

In Köln gibt es zu wenig Schutzplätze für
von Menschenhandel betroffene Frauen*!

In Köln erreichen uns größtenteils Frauen* aus Drittstaaten, die Betroffene von Menschenhandel in Deutschland oder anderen EU-Ländern geworden sind. Die Situation der Unterbringung gestaltet sich jedoch äußerst schwierig. Es mangelt nicht nur an ausreichend frauenspezifischen Unterkünften, sondern auch an geschützten Einrichtungen wie Frauenhäusern, da es insgesamt zu wenige Plätze gibt.

Besonders problematisch ist, dass Menschenhandel und Rassismus oft miteinander verwoben sind. Rassistische Vorurteile führen unter anderem dazu, dass Menschenhandelsbetroffene nicht angemessen unterstützt werden, was die Möglichkeit, sich aus der Ausbeutungssituation zu emanzipieren, beeinträchtigen kann. Es fehlt zudem oft an nötiger Sensibilisierung, um ihre Bedarfe angemessen zu erkennen. Die Behörden setzen keine Dolmetscherinnen* ein, wodurch die Frauen* nicht ausreichend beraten oder über ihre (sozial)rechtliche Situation informiert werden. Viele unserer Klientinnen* sind alleinerziehend und haben Schwierigkeiten, an Angeboten teilzunehmen, da es zu wenig Angebote mit Kinderbetreuung gibt. Hinzu kommt, dass viele Betroffene aufgrund der unzureichenden Unterstützung und Unterkünfte sogar monatelang in der Notunterkunft der Stadt Köln leben, was den Stabilisierungsprozess enorm erschwert. Die Suche nach einem Therapieplatz gestaltet sich ebenfalls äußerst schwierig, und viele Betroffene stehen lange auf Wartelisten.

Die langwierigen Prozesse der Anerkennung von Schul-, Ausbildungs- oder Studienabschlüssen im Herkunftsland verlangsamen zusätzlich den langfristigen Stabilisierungsprozess. Auch der Familiennachzug gestaltet sich oft schwierig, was die Stabilisierung der Klientinnen* weiter erschwert. In den letzten Monaten beobachten wir zudem, dass Frauen* deutlich länger darauf warten, der Stadt Köln zugewiesen zu werden. Teilweise erhalten sie sogar monatelang nur eine "Bescheinigung über die unerlaubte Einreise", was ihnen nicht ermöglicht, sich bei den Behörden anzumelden oder ein Bankkonto zu eröffnen. Eine schnellere Zuweisung würde ihnen ermöglichen, entsprechend schneller ein selbstbestimmtes Leben zu führen und mehr Teilhabe zu erleben.

Es ist uns ein großes Anliegen, die Frauen* ressourcen- und lösungsorientiert zu beraten und zu vermeiden, dass sie in die nächste Abhängigkeitssituation geraten. Die langwierigen Prozesse auf Seiten der Behörden erschweren dies jedoch.